Interview mit Sasja Metz: Wie arbeite ich mit dem inneren Kind.
Innere Kind Arbeit ist wichtig
Sasja Metz:
Ja, bei mir geht’s tatsächlich ums Nervensystem. Ich bin Heilpraktikerin für Psychotherapie und habe mich auf das Nervensystem spezialisiert. In dieser Arbeit fließt dann noch mit ein inneres Kind Arbeit und Traumatherapie. Weil Trauma und auch diese Nervensystem, Arbeit und auch innere Kind Arbeit oftmals einen schweren Touch hat und es nicht zu mir passt, versuche ich da ganz viel Leichtigkeit reinzubringen und das so zu sagen, alltagstauglich zu machen, damit man das auch in seinen Alltag direkt integrieren kann.
Seden
Ja ja, das machst du wirklich sehr gut. Also vor allem auf deinem Instagram Profil kommt es wirklich sehr sehr gut rüber, finde ich, dass du dann dieses schwere Thema auch mit dem inneren Kind letztendlich wirklich sehr ja witzig, aber trotzdem tief darstellst. Und das ist auch eine Kunst.
Sasja
Ja, also das ist mittlerweile meine Spezialität geworden, wirklich über mich selbst lachen zu können und mich selbst auch auf die Schippe zu nehmen und gleichzeitig aber auch diese, wie du das sagst, die so nötige Tiefe zu haben. Und auch diese nötige Feinfühligkeit, die diese Themen einfach brauchen.
Seden
Ja, ja, das machst du wunderbar. Ich liebe ja auch deine authentischen Stories. Auf Instagram wo du auch immer wieder von deinem Leben Beispiele mitteilst. Das ist ein Vorbild. Wie gehe ich damit um? Was hat es aber auch für einen therapeutischen Hintergrund? Dann nimmst du uns sehr gut mit. Ich liebe deine Storys.
Sasja
In der Regel habe ich die Klienten Termine in einem Abstand von drei Wochen, eine Stunde in drei Wochen und dann ist dieser Klient, ich weiß jetzt nicht wie viele Stunden mit sich selbst allein das muss ja irgendwie Platz im Alltag finden. Das, was wir hier in dieser einen Stunde machen. Also mir ist ja nicht daran gelegen, dass die Leute 100 Jahre bei mir sind. Ich bin ja froh und mich erfüllt es ja, wenn sie ganz schnell wieder in ihre eigene Kraft kommen oder erstmalig in ihre eigene Kraft und dann wieder gehen können. Und deswegen ist es so wichtig, dass es auch eine Alltagstauglichkeit für mich hat. Also es ist nicht wir machen einen Termin und der muss super laufen. Und dann, da lief ich meine Hausaufgaben ab. Nein, das Leben findet im Leben statt, also im Alltag statt. Na und? Und da muss diese Veränderung her.
Seden
Kannst Du uns dein Konzept mit dem inneren Kind erklären?
Sasja
Also dieses Konzept mit dem inneren Kind ist ja jetzt. Also wir gucken ja jetzt nicht in meinen Körper rein und da wohnen tatsächlich innere Kinder drin, das wissen wir alle, sondern das ist ja eher ein psychologisches Konzept. Und meine Idee davon ist, dass jedes Mal, wenn sozusagen Trauma passiert und das nicht verarbeitet werden kann, also wenn es im Umfeld keinen gab, der das irgendwie gut begleiten konnte, dann entwickelt sich sozusagen ein innerer Kind, ein Teil, der da in dem Alter stecken bleibt. Und das ist eigentlich auch schon die Problematik. Also ich habe da immer einen Affen.
Ja, also ich halte den jetzt ja gerade in die Kamera. Also es gibt ja einen Affen, vielleicht veröffentlichen wir das auch auf YouTube und dann kann man ihn auch sehen.
Dieser Affe steht für das innere Kind
Was könnte denn ein Trauma sein? Meine Eltern haben sich sehr früh getrennt, da war ich sechs und meine Mutter ist mit meinem Bruder und mir in einer Nacht und Nebelaktion abgehauen. Also für uns Kinder hieß es, wir fahren in Urlaub, wir sind auch in Urlaub gefahren. Tatsächlich sind wir abgehauen. Also meine Mutter ist mit uns abgehauen. Das Verhältnis zu meiner Mutter war jetzt immer schwierig und mein Vater war immer so mein Held. Ich war die größere. Mein Bruder ist anderthalb Jahre jünger als ich und wir kommen aus diesem Urlaub nicht nach Hause, sondern fahren einfach zu einer Freundin von meiner Mutter und wohnen da auf Matratzen. Also ich war auch nicht mehr in der Schule, wo ich dann war, als ich kam eine komplett andere Schule.
Stellen wir uns vor, das wird auch wahrscheinlich so gewesen sein, dass die kleine Sasja in dem Alter dadurch ein Trauma erlitten hat, also irgendwie so einen kleinen inneren Knacks weg.
Vielleicht, also da ist auch wirklich so ein Gefühl von Ah, ich bin so anders. Also ich bin so, ich gucke mir so ganz rausgerissen, komme in so eine andere Umgebung und ich bin irgendwie so merkwürdig. Also ich hatte keinen Papa mehr. Meine Mutter war Holländerin und die hat auch nicht gut Deutsch gesprochen. Und ja, wo wohnt denn dein Papa? Keine Ahnung. Der ist weg. Na also, kann man sagen Ja, es war ganz schwierig. Die Kleine saß ja in dem Alter. Hat halt gelernt. Okay, irgendwie bin ich anders als die anderen. Und wenn wir jetzt mal aus der Bindungs Theorie schauen das wichtigste was uns verbindet ist halt die Bindung. Also wir müssen irgendwo dazugehören, damit wir gut versorgt werden. Und jetzt war ich auf einmal so ein Alien. Also alle hatten was weiß ich braune Haare und ich war die mit den leuchtend roten. Also ich passte nicht mehr. Und das war für mich dann so ein ganz tiefes Lebensgefühl von ich passe nicht her. So, und dieses innere Kind hat es gespeichert, dieses Lebensgefühl ich ich passe nicht, ich bin die andere, so hat daraus dann ein Schutzmechanismus gemacht, hat geguckt, okay, wie die anderen haben alle braune Haare, ich habe rote. Okay, ich mache mir jetzt braune Haare, also übertragen. Was muss ich machen, damit ich wieder so mich angleichen an die anderen. Ich hab quasi meine eigene Identität so ein bisschen abgefeiert, abgerundet und habe mich nicht so gezeigt, wie ich wirklich bin, sondern okay, wie kann ich jetzt wieder zu dieser Gemeinschaft dazugehören? Jetzt wird die Sache ja im normalen Leben wird größer und jetzt ist er erwachsen und auf einmal kommt immer wieder dieses Problem mit. Was ist die andere? Was? Was dieses innere Kind nicht gelernt hat oder was dieses innere Kind immer noch glaubt? Es ist ganz wichtig, dass wir dazugehören. Irgendwann mal als kleines Kind machte das wirklich Sinn. Wir müssen dazugehören, weil diese Zugehörigkeit sicherte unser Überleben. Wenn ich jetzt als Erwachsene sagt Ja, ich bin mittlerweile 47, wenn ich jetzt nicht mehr dazu gehöre, dann fällt in China ein Sack Reis und ich kann mir mein eigenes Essen kaufen. Ich kann den Job wählen, den ich will. Ich kann die Leute um mich herum wählen. Ich kann sagen, ich will gar keine Leute um mich herum haben. Ich kann mein Leben entscheiden. Und wenn jetzt irgendjemand in meinem Umfeld sagt, dass ich mag dich nicht, dann ist das vielleicht doof. Aber da geht meine Welt nicht von unter, weil ich kann mich selbst versorgen. Das kann ich mittlerweile. Aber wenn ich das jetzt, also diesen Aspekt vom inneren Kind jetzt nicht bearbeitet hätte, dann komme ich halt in eine fremde Situation und es wird so getriggert. Oh, das ist die andere. Und auf einmal fährt die ihr ganzes Programm ab. Oh mein Gott, was muss ich tun, damit ich wieder gehöre? Also es ist ein bisschen so als Bild mache ich immer. Wer fährt dann Lebens Auto? Na also stell dir mal vor, du sitzt im Auto und und und fährst einen Lebens Auto selbst. Und wenn das innere Kind aktiv ist, dann gehst du in die Eisen bremst. Na machst du eine Vollbremsung, fährst rechts ran? Das innere Kind kommt schon raus, gestürmt aus dem Kindersitz von hinten, setzt sich hinters Steuer, hat vor dich hin, festgeschnallt auf dem Kindersitz. Du passt da gar nicht rein und fährt auf einmal das Auto. Und er macht Sachen, die überhaupt nicht logisch sind, die gar keinen Sinn machen, die dich unter Umständen wirklich in Gefahr bringen können, die schädigend für dich sein können. Und das ist alles riskant. Und dann musst du dich nicht wundern, dass dein Leben vielleicht nicht so läuft, wie du dir das wünscht. Und dann geht es darum zu merken Ah okay, das innere Kind. Ja, und dann geht es dann in der Arbeit darum, weil meistens ist nicht nur das Problem, dass dieses innere Kind das Steuer übernimmt, sondern dass dieser Erwachsene sagt Okay, ich mach mal Urlaub auf den Malediven. Mich braucht man hier nicht mehr. Im Grunde genommen, weil dieses innere Kind, also wir müssen quasi so was entwickeln wie einen inneren Erwachsenen, also wie eine innere Mutter, die du damals wahrscheinlich gut hättest gebrauchen können und einen guten inneren Vater. Und dann kann sich dieses Eltern Team um das innere Kind kümmern und du schnalzt das Kind wieder hinten am Kindersitz fest und dann fährst du wieder das Auto. Und das ist so ganz vereinfacht gesagt, wie ich meinem inneren Kind arbeite. Und ja, aus meiner Sicht gibt es halt viele, viele innere Kinder, weil der einfach auch in den meisten Fällen viel erlebt haben.
Ja, ja, sehr schön erklärt und auch sehr schön mit dem Auto. Kann ich mir gut vorstellen.
Der Glaube das dieser ganze Heilungsprozess immer so abläuft, dass die Menschen das gut halten können. Wir sind von Natur aus keine Selbstmörder. Das System ist nicht so ausgerichtet. Wir müssen uns was antun würden, was uns schadet. Also wir haben einen superschlauen Körper. Wir haben ein super schlaues Nervensystem und alles, was den Körper, unser Nervensystem und dein Geist so produziert, hat immer eine gute Absicht und auch wann irgendetwas freigegeben wird oder nicht. Das das hat alles schon einen Plan. Also da bin ich mir sehr sehr sicher.
Schön gesagt, genau. Im Grunde genommen wiederholen wir das Trauma, was uns dann real passiert ist, mit uns selbst innerlich. Also wir wurden dann irgendwann mal verlassen und dann verlassen wir uns selbst. Genau. Ja, und wenn die Klienten das begreifen, dass es dann auch immer ein sehr, sehr bewegender Moment und der dann noch viel ändern kann.
Ja, und das ist auch für mich erst ein Prozess, der relativ neu ist. Ich bin jetzt 47 und ich habe erst vor vier Jahren angefangen, das jetzt auf den Kopf zu stellen. Ich sage immer, ich bin erst vier. Vielleicht kann ich auch deswegen jetzt gerade so lustig sein, weil ich erst jetzt entdecke Okay, was mag ich denn? Wer bin ich denn? Wer möchte ich sein? Und das ist für mich jetzt gerade selbst eine ganz spannende Abenteuerreise, wo ich denke Wow, ich habe jetzt auch diese Möglichkeit, mich noch mal komplett neu zu erfinden. Also diese Sasja, die ist bis 43 gehabt, die ist nicht mehr so da.
Die bis dahin hat ja auch irgendwo funktioniert, weißt du, das war ja auch alles teilweise Konstrukte, die du dir aneignen musstest, um eben in deinem System, in deiner Welt zu überleben, ist es ja wirklich nichts anderes. Also gefühlt überleben wir auch wenn es im Außen vielleicht anders ausschaut, aber gefühlt ist es wahr, dass echten Überlebensmodus, also kann ich auch ganz klar bestätigen, immer im Überlebensmodus gelebt zu haben um dann irgendwann festzustellen, was es wirklich meins. Wer ist die kleine Saskia wirklich? Was mag sie wirklich und was mag sie nicht? Mit welchen Menschen will sie wirklich zusammen sein? Und mit wem halt einfach nicht mehr.
Ja, ganz ganz ganz spannend also das wirklich so zu erleben. Und das hat das ich auch teilweise mein Essen, Geschmack oder so geändert, dass ich gedacht habe und das macht es doch immer. Nein, ich mag das nicht.
Da war sehr schön wir haben schon fast eine Stunde gesprochen. Ja, also sehr, sehr schön mit dir, Saskia, vielleicht wiederholen wir das ja mal gerne.
Was würdest du gerne noch meinen Hörern mitgeben? Deine Essenz, deine Erkenntnisse?
Ja, vielleicht für alle Menschen, die da so ein bisschen mit sich hadern und denken Oh mein Gott, es ist so viel und nimmt das dann gar kein Ende und. Vielleicht uns beide. Mich als als leuchtendes Vorbild dafür nehmen, dass diese Reise dann auch irgendwann Spaß machen darf und auch wirklich Spaß macht. Und dass es sich auf jeden Fall lohnt, diesen Weg zu gehen. Also ich, ich. Für mich gibt es ein Leben davor und danach. Und dieses danach Leben ist auf jeden Fall besser. Also trau dich den Weg zu gehen.
Ich hoffe dieses Interview hat dir gefallen.
Sasja Metz findest Du auf Instagram unter @sasja.metz
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